18 Die Opferung Isaaks
(Gen 22,1 - 22,19)
Gott wollte Abraham auf die Probe stellen und befahl ihm, seinen einzigen Sohn für ihn zu opfern. Obwohl Isaak das lang-ersehnte Kind von Abraham und Sarah war, befolgte Abraham den Befehl. Mit zwei Knechten, einem Esel zog er los, zum Berg Morija; das letzte Stück gingen die zwei alleine weiter. Oben angekommen richtete er einen Feueraltar, band Isaak fest und wollte ihm die Kehle durchschneiden. Obwohl im Quelltext nur von einer "Stimme eines Engels" die Sprache ist, wählen fast ausnahmslos alle Künstler in ihren Werken eine konkrete Engelsfigur. Diese kann herabschweben oder ins Bild eilen; zumeist ist sie in einer sehr hastigen Bewegung zu sehen oder in mit Wind oder flatternder Draperie umgeben. Schließlich opfert Abraham einen Widder, der sich mit seinen Hörnern in einer Hecke verfangen hat.
Diese Episode der göttlichen Probe war äußerst beliebt und das mit Abstand am häufigsten anzutreffende Sujet der Abraham-Geschichte. Die Probe ist für uns Menschen schwer nachzuvollziehen und unergründlich. Gott belohnt diese Hörigkeit im letzten Moment - in dem Moment, wo er sicher sein kann, dass Abraham die Opferung vollzogen hätte. Damit hat Abraham auch Ähnlichkeiten mit Gott: denn auch er ist bereit, seinen eigenen, geliebten Sohn zu opfern. Isaak ist damit auch eine typologische Entsprechung zum Heiland, das unschuldige Opfer. Seine Befreiung steht damit auch für die Befreiung der Menscheit. Die Darstellung dieser drastischen Situation fand freilich im Barock hohen Anklang. Daher ist auch meist der dramatische Höhepunkt gezeigt, kurz bevor der Engel das Schlimmste verhindern kann.